< Alle Themen
Drucken

Bildschirmzeit und Gesundheit bei Kindern – Wie viel ist zu viel?

Smartphones, Tablets und Computer sind längst Teil des Alltags, auch für Kinder. Sie lernen, spielen und kommunizieren digital. Das ist einerseits faszinierend, andererseits auch eine Herausforderung. Denn mit der wachsenden Bildschirmzeit kommen neue Fragen: Wie viel ist gesund? Wann wird es zu viel? Und wie findet man im Familienalltag ein Gleichgewicht zwischen online und offline?

Bildschirmzeit

Kinder wachsen heute mit digitalen Geräten auf, als wären sie selbstverständlich. Bereits Kleinkinder wischen über Bildschirme, Grundschulkinder nutzen Lern-Apps, und Jugendliche leben einen großen Teil ihres sozialen Lebens online. Laut der Bitkom-Studie 2024 besitzen 85 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren ein Smartphone. Wer eines nutzt, verbringt durchschnittlich rund zwei Stunden täglich damit (Bitkom 2024).

Digitale Medien bieten neue Lernchancen, kreative Möglichkeiten und schnellen Zugang zu Wissen. Gleichzeitig warnen Kinderärzte und Psychologen davor, dass zu viel Bildschirmzeit die Entwicklung beeinträchtigen kann. Die entscheidende Frage ist nicht, ob Kinder digitale Geräte nutzen dürfen, sondern wie bewusst und ausgewogen sie das tun.

Bildschirmzeit

Digitale Medien wirken sich auf Körper, Geist und Emotionen aus. Ob positiv oder negativ, hängt davon ab, wie sie genutzt werden und welchen Platz sie im Alltag einnehmen.

Wenn Kinder zu viel Zeit vor Bildschirmen verbringen, fällt es ihnen schwerer, längere Zeit konzentriert zu bleiben. Schnell wechselnde Bilder und ständige Reize trainieren das Gehirn darauf, Ablenkung zu suchen. Gleichzeitig zeigen Studien, dass interaktive Lernangebote die Aufmerksamkeit fördern können, wenn sie gezielt und in Maßen eingesetzt werden. Entscheidend ist also nicht das Gerät, sondern die Art der Nutzung.

Das Licht von Bildschirmen hemmt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Besonders am Abend kann dies den Schlafrhythmus stören. Kinder, die kurz vor dem Schlafengehen noch Videos schauen oder spielen, schlafen oft später ein. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt daher, mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen bildschirmfrei zu bleiben. Das verbessert den Schlaf und die Konzentration am nächsten Tag.

Mehr Bildschirmzeit bedeutet oft weniger Bewegung. Kinder sitzen länger, bewegen sich weniger und verbringen weniger Zeit im Freien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät, dass Kinder und Jugendliche täglich mindestens 60 Minuten körperlich aktiv sein sollten, um fit und ausgeglichen zu bleiben. Bewegung ist nicht nur wichtig für die Gesundheit, sondern auch für Konzentration und Stimmung.

Digitale Kommunikation erleichtert Kontakte, ersetzt aber keine echten Begegnungen. Wenn Gespräche überwiegend online stattfinden, fehlen nonverbale Signale wie Mimik, Gestik und Tonfall – alles Dinge, die Empathie fördern. Soziale Medien können zusätzlich Druck aufbauen, weil Likes, Vergleiche und ständige Erreichbarkeit das Selbstwertgefühl beeinflussen. Kinder sollten lernen, zwischen digitaler Aufmerksamkeit und echtem Selbstwert zu unterscheiden.

Es gibt keine feste Regel, die für alle Familien passt. Dennoch geben Fachorganisationen Richtwerte, die helfen, Bildschirmzeit sinnvoll zu gestalten. Dabei gilt: Qualität ist wichtiger als Quantität.

Orientierung durch Altersgruppen:

Diese Empfehlungen sind flexibel zu verstehen. Entscheidend ist, ob Kinder aktiv lernen oder sich passiv unterhalten lassen.

Das Gehirn braucht Erholung, um Reize zu verarbeiten. Nach etwa 45 Minuten sollten Kinder eine Pause einlegen – am besten mit Bewegung oder einem Blick nach draußen. Familien, die feste Rituale schaffen, etwa „bildschirmfrei nach dem Abendessen“, fördern gesunde Routinen und machen Pausen selbstverständlich.

Digitale Bildung gehört zum modernen Lernen, darf aber Bewegung, Kreativität und soziale Kontakte nicht verdrängen. Schulen und Eltern können gemeinsam dafür sorgen, dass Lernen und Freizeit im Gleichgewicht bleiben. Bewegungspausen, Projekte ohne Bildschirm oder Zeit im Freien fördern Konzentration und Wohlbefinden.

Auch einfache Familienregeln helfen: kein Handy am Esstisch, keine Bildschirme im Schlafzimmer und gemeinsame Medienzeiten für Lernspiele oder Filme. Diese kleinen Gewohnheiten schaffen Balance und stärken den Zusammenhalt.

Gesunde Mediennutzung entsteht durch Vorbilder und klare Strukturen. Diese Punkte helfen im Familienalltag die Mediennutzung und die Bildschirmzeit bei Kindern und eventuell auch bei Ihnen zu regulieren.

Bildschirmzeit gehört heute selbstverständlich zum Leben von Kindern. Entscheidend ist nicht, wie viele Minuten sie vor dem Bildschirm verbringen, sondern was sie dort tun. Wenn Mediennutzung mit Bewegung, Kreativität und sozialem Austausch verbunden wird, entsteht ein gesunder Alltag. Kinder brauchen keine Verbote, sondern Erwachsene, die ihnen zeigen, wie man Technik sinnvoll nutzt.

Am Ende geht es nicht darum, Bildschirmzeit zu vermeiden, sondern sie bewusst zu gestalten.


Quellen:

www.eltern.de/kleinkind/bildschirmzeit-bei-kindern–dieses-risiko-birgt-bereits-eine-stunde-13951110.html

www.diepta.de/news/oecd-studie-was-die-steigende-bildschirmzeit-bei-kindern-mit-koerper-und-psyche-macht

www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Kinder-Jugendliche-taeglich-zwei-Stunden-Smartphone

www.who.int/news/item/24-04-2019-to-grow-up-healthy-children-need-to-sit-less-and-play-more

Inhaltsverzeichnis