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Algenöl

Pflanzliche Omega-3-Fettsäuren mit Potenzial – aber auch mit Einschränkungen

Omega-3-Fettsäuren sind essenziell für die Gesundheit, insbesondere für Herz, Gehirn und Entzündungsregulation. Wer keinen Fisch verzehren möchte oder kann, sucht oft nach pflanzlichen Alternativen. Algenöl gilt dabei als vielversprechende Quelle für die marinen Fettsäuren DHA und EPA. Doch wie wirksam, sicher und nachhaltig ist das Produkt wirklich? Der folgende Artikel gibt einen Überblick über Nutzen, Risiken und Nachhaltigkeit.

Algenöl
Bildquelle: Artiom Vallat auf Unsplash

Algenöl, auch als Mikroalgenöl bezeichnet, ist ein pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel, das reich an den marinen Omega-3-Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure), EPA (Eicosapentaensäure) und zum Teil auch DPA (Docosapentaensäure) ist. Es wird aus Mikroalgenarten wie Schizochytrium oder Ulkenia gewonnen, die in kontrollierten Systemen gezüchtet werden. Da diese Mikroalgen Einzeller sind, sind sie mit bloßem Auge nicht sichtbar. Das gewonnene Öl ist meist in flüssiger Form oder als Kapsel erhältlich.

Häufig werden dem Mikroalgenöl noch andere pflanzliche Öle, Vitamin E oder Aromen zugesetzt, um es haltbarer zu machen und den oftmals als unangenehm empfundenen Eigengeschmack abzumildern. Vitamin D wird gelegentlich ebenfalls beigemischt, was für manche Verbraucher:innen überflüssig oder problematisch sein kann – insbesondere, wenn bereits weitere Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden.

Mikroalgenöl richtet sich insbesondere an Menschen, die auf Fischprodukte verzichten – sei es aus gesundheitlichen, geschmacklichen, ethischen oder ökologischen Gründen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) erkennt Mikroalgenöl als geeignete Alternative zu Fischöl an, wenn der Verzehr von Fisch, Fischöl oder Krillöl ausgeschlossen ist. Das betrifft insbesondere folgende Personengruppen:

Für gesunde Erwachsene, die regelmäßig fettreichen Seefisch verzehren, ist eine zusätzliche Supplementierung mit Algenöl in der Regel nicht notwendig. Besonders relevant ist die Einnahme für Schwangere und Stillende, da die DGE für sie eine Zufuhr von etwa 200 mg DHA pro Tag empfiehlt. DHA unterstützt die Entwicklung des Gehirns und der Sehkraft bei Ungeborenen und Säuglingen.

Mikroalgenöl gilt als vergleichsweise kostspielig. Der Grund liegt im aufwendigen Herstellungsprozess: Mikroalgen werden unter sterilen Bedingungen in geschlossenen Systemen wie Tanks oder Schläuchen kultiviert. Diese Verfahren benötigen viel Energie, Wasser und technische Infrastruktur. Die Algenmasse wird nach der Züchtung entwässert, konzentriert und das Öl mithilfe spezieller Extraktionsverfahren isoliert und gereinigt. Dieser ressourcenintensive Prozess schlägt sich im Endpreis nieder – nicht selten kostet Algenöl 30 Euro oder mehr pro 100 ml.

Algenöl
Bildquelle: Colin Lloyd auf Unsplash

Mikroalgenöl ist nicht zum Kochen oder Braten geeignet. Der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren macht es hitzeempfindlich, weshalb es ausschließlich für die kalte Küche empfohlen wird. Typische Anwendungen sind die Zugabe zu Salaten, Müslis, Smoothies oder die direkte Einnahme mit einem Löffel. Die tägliche Verzehrmenge liegt – je nach Produkt – bei einem Teelöffel, einem Esslöffel oder ca. 50 Tropfen. Die angegebene Tagesdosis sollte nicht überschritten werden, da es bei Überdosierung zu unerwünschten Effekten kommen kann.

Mikroalgenöl wird oft als nachhaltige Alternative zu Fischöl vermarktet – doch der Vergleich ist differenziert zu betrachten. Zwar schont der Einsatz von Mikroalgen Fisch- und Krillbestände, was aus ökologischer Sicht positiv zu bewerten ist. Allerdings ist die Produktion in geschlossenen Anlagen mit hohem Energieeinsatz verbunden, z. B. für Sterilisation, Filtration und Trocknung. Die tatsächliche Klimabilanz hängt stark davon ab, welche Energiequellen im Produktionsprozess eingesetzt werden.

Auch die Beimischung anderer Öle (z. B. Sonnenblumenöl) verändert die Zusammensetzung des Endprodukts – was für Verbraucher:innen die Beurteilung der tatsächlichen Algenölmenge erschwert.

Mikroalgenöl wurde in der EU bereits 2003 bzw. 2009 (je nach Algenart) als „neuartiges Lebensmittel“ zugelassen – nach vorheriger Sicherheitsbewertung. In der empfohlenen Dosierung ist es für gesunde Erwachsene unbedenklich. Problematisch kann eine übermäßige Zufuhr jedoch bei bestimmten Personengruppen sein:

Daher gilt: Bei Vorerkrankungen oder Unsicherheiten sollte vor der Einnahme ärztlicher Rat eingeholt werden.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält eine tägliche Aufnahme von bis zu 5 Gramm EPA/DHA (kombiniert) bzw. 1,8 Gramm EPA (einzeln) für Erwachsene für gesundheitlich unbedenklich. Ab einer täglichen Dosierung von 2 Gramm muss auf der Verpackung ein Warnhinweis stehen, dass die maximale Menge von 5 Gramm nicht überschritten werden darf. Die genauen Mengenangaben für DHA und EPA müssen in der Zutatenliste deklariert sein – Verbraucher:innen sollten hier genau hinschauen.

Algenöl ist empfindlich gegenüber Licht, Luft und Hitze. Es sollte deshalb immer im Kühlschrank gelagert und möglichst innerhalb von vier Wochen nach Anbruch verbraucht werden. Viele Produkte zeigen bereits vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum erste Zeichen von Ranzigkeit, wie Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung zeigen. Aromen, Antioxidantien und Extrakte (z. B. Rosmarin) werden zugesetzt, um diesen Prozess zu verlangsamen – allerdings nicht immer mit klarer Kennzeichnung.

Algenöl bietet eine wirksame Möglichkeit, die Aufnahme mariner Omega-3-Fettsäuren ohne Fischprodukte sicherzustellen – insbesondere für Veganer:innen oder Menschen mit speziellen Bedürfnissen. Es ist jedoch kein „Superfood“ und nicht frei von Nachteilen: Hohe Preise, begrenzte Haltbarkeit, schwankende Qualität und mögliche Nebenwirkungen bei Überdosierung machen es zu einem Produkt, das bewusst und in moderaten Mengen eingesetzt werden sollte.

Ein sorgfältiger Blick auf die Zusammensetzung, Dosierung und Herkunft ist entscheidend. Ebenso wie die Abwägung, ob und in welcher Menge eine Ergänzung überhaupt notwendig ist.


Quellen:

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/ist-algenoel-eine-pflanzliche-alternative-fuer-omega3fettsaeuren-51990

https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/mit-algenol-gegen-rheumatische-symptome-8053.php

https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/algenoel-gesund-dank-omega-3-fettsaeuren

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